..... für das tolle Feedback zu dem kleinen Interview im März 2018!
von Ingrid B. Neumann
Januar 2019
Die Verwandlung von Tierhäuten zu verarbeitungsfähigem Leder gelingt nicht durch gutes Zureden.
In der industriellen Produktion von Leder sind große Mengen an chemischen Stoffen notwendig. Es werden unter anderem Mineralsalze, Formaldehyd und Kohle-Teer H-Derivate verwendet.
Es ist zwar etwas „trockene“ Materie, aber ein paar Grundlagen wollen wir hier für ein besseres Verständnis aufzeigen.
FORMALDEHYD
Die korrekte Bezeichnung für Formaldehyd, dessen Summenformel CH2O lautet, ist Methanal. Dies ist das einfachste Aldehyd.
Dieser Stoff, der bei Zimmertemperatur gasförmig vorliegt, ist farblos, stechend riechend und vielen namentlich geläufig.
Es wird vom Menschen selbst produziert in einer Größenordnung von etwa 50 Gramm bei normalen Stoffwechselreaktionen und auch wieder abgebaut. Menschliches Blut enthält etwa 2 bis 3 Milligramm Fromaldehyd und wird auch ausgeatmet, wobei ca 0,001 bis 0,01 mg/m3 freigesetzt werden.
Formaldehyd kommt auch in Früchten wie Weintrauben oder Äpfeln vor, sowie in Holz. Darüberhinaus entsteht Formaldehyd bei fast jeder Verbrennung von längerkettigen Substanzen und anderen Oxidationsprozessen.
Seit 2015 ist Formaldehyd rechtsverbindlich eingestuft als „wahrscheinlich karzinogen beim Menschen“. Bereits seit 2004 stuft die WHO Formaldehyd als „krebserregende für den Menschen“ ein.
Verwendet wird Formaldyhd nach wie vor hauptsächlich im industriellen Bereich.
Bei Textil-Bekleidungen kann man durch freiwillige Prüfsiegel, zum Beispiel Öko-Tex 100, davon ausgehen, dass der Grenzwert von 16mg/kg, das heißt 16 ppm (parts per million) nicht überschritten wird. Dies ist gleichzeitig der Grenzwert für Babykleidung.
In der chemischen Industrie stellt Formaldehyd einen der wichtigsten organische Grundstoffe dar. BASF, als einer der bedeutendsten Hersteller weltweit, stellt in seiner Fabrik in Ludwigshafen seit 113 Jahren diesen Stoff her und stößt mit dem Standort Antwerpen annähernd 600 000 Jahrestonnen aus. In der EU werden mehrere Millionen Tonnen produziert.
Unzählige technische Anwendungen, wie die Blanc-und Mannich-Reaktion, die zur Herstellung von Arnzeimitteln, Pflanzenschutz-, Lack- und Polymerprodukten notwendig ist, profitieren von diesem Stoff und seinen Derivaten. Die Kosmetikindustrie setzt Formaldehyd als Konservant ein. In Nagellacken ist zum Beispiel eine Konzentration von 5% erlaubt und bei der Impfstoffherstellung darf eine Impfstoffzubereitung bis zu 500 mg pro Liter enthalten.
Bei Anwendungen wie der Flächendesinfektion ist Formaldehyd eines der am häufigsten vorkommenden Substanzen.
Vor jeder Einbringung einer neuen Population in Hühnerställen findet häufig in der Hühnermast, bei der Intensivtierhaltung, eine Begasung mit Formaldehyd statt.
Weiter enthalten Produkte wie Klebstoffe, Düngemittel, Gießharze, Bindemittel, Sprengstoffe, Textilhilfsmittel und Gerbstoffe häufig Formaldehyd.
Die Ledergerbung hat vor vielen Jahren unsere Aufmerksamkeit auf diese Chemikalie gelenkt. Bei verschiedenen Gerbarten, wie zum Beispiel der Neusämischgerbung, kann Formaldehyd kombiniert mit anderen Gerbstoffen eingesetzt werden.
Wir verarbeiteten in unserer Schuhmacherei-Werksatt im bayrischen Ingolstadt viele 1000 Ledersohlen vor allem bei der Schuhrestauration und Schuhreparatur - und tun es noch!
Im eigenen, aber vor allem im Interesse unserer Kunden, legen wir größtes Augenmerk auf die Herstellung, der von uns verarbeiteten Produkte, zum Beispiel unserer Ledersohlen. Unsere Gerberei, die uns seit 20 Jahren mit Ledersohlen jeder Art beliefert, besuchen wir regelmäßig und überzeugen uns von deren handwerklichem Können. Das Familienunternehmen versorgt uns ausschließlich mit Eichenlohe gegerbten Ledersohlen, deren Qualität wir zu schätzen wissen.
Ja, es ist der einzige Hersteller von Leder, der uns die Bauern persönlich vorstellen möchte, die Ihre Tiere in der Umgebung des Schwarzwaldes aufwachsen lassen. Der Einzige Gerber, der uns jede verwendete Zutat erklären kann, auch ihre Herkunft und dafür sorgt, dass das Leder und die Ledersohlen absolut biologisch abbaubar sind. Und wir bleiben hier gerne Treu. In Kürze werden wir auf unserer Webseite ein kurzes Portrait über unsere traditionsbewußte Gerber-Familie posten, so Sie ein wenig Interesse an solch einer Geschichte haben. Also schreiben Sie uns gerne weiter so fleißig, und lassen Sie uns wissen, was Sie rund um die Schuhmacherei Ingrid B. Neumannwissen möchten :-)
Ist das nicht zu teuer?
Natürlich ist eine industriell hergestellte Ledersohle deutlich günstiger, aber für gesundheitlich unbedenkliche Qualität, die wir unseren Kunden bieten möchten, bezahlen wir gerne mehr, weil wir niemand anderen kennen, der uns solch ein Produkt verkaufen kann.
Gesundheit oder Profit?
Auf den Punkt gebracht ist das eine zentrale Frage, die uns oft diskutieren ließ. Wir müssen Abwegen, immer wenn neue Online-Reparatur-Betriebe mit „Angeboten“ locken, die bei uns nur Kopfschütteln hervorrufen.
Ein Manager, der selber nicht das Leder, die Klebemittel, die Schuhabsätze aus Gummimaterial in den Händen hält und handwerklicher Arbeitsleistung eher abgeneigt ist, trifft andere Entscheidungen.
Excel-Tabellen führen wir auch. Rentabilitäten, ja wir sind nicht unwissend. Rendite, ja gerne.
Aber wir gucken auch jedem unserer Kunden, der in unserer Schuhmacherei seine Lieblinge abholt, ins Gesicht, lesen in seinen Augen und freuen uns immer auf das Funkeln in denselben und verschlingen jedes Lob, das uns entgegengebracht wird.
Also geht es gar nicht anders. Wir sind dem Kunden und niemandem sonst verpflichtet. Keine Bank, kein Investor, keine externen Steakholder haben bei uns Mitspracherecht. Wir kennen Sie gar nicht - weil es sie nicht gibt.
Natürlich wissen wir auch eins. Wer ein paar Schuhe für 20 oder 30 €uro kauft, wird selten unser Kunde. 5,50 €uro - Fünf Euro Fünzig , also fünfhundertfünfzig Cent, ist der aktuelle durchschnittliche Herstellungspreis für Schuhe in China. Plus ein paar €uro für die Logistik, die 2 oder 3 Händler, die mitverdienen, hält Ihnen die Fachkraft in Ihrem Schuhhaus des Vertrauens dann für den Gegenwert einer Familienpizza ein Paar Schuhe hin.
298 Millionen Paar Schuhe !
So viele würden wir als Schuhliebhaber gerne mal auf einem Haufen sehen. Denn so viele sind es jährlich, die China nach Deutschland schickt.
Wir verkaufen im Jahr weniger als ein zehn millionstel davon. Aber an Menschen, die Ihre Schuhe dann lieben. Und das tun sie wirklich.
Dann besuchen Sie die großen Online-Hänlder und gucken Sie auf unsere, mit Liebe gemalten Diagramme in den FAQs und Sie bekommen ein genaueres Bild. Es passiert Millionen mal jedes Jahr in Deutschland.
Umso dankbarer sind wir, dass unsere Kunden hier anders werten als das Gros der Konsumenten und dass der Trend gesamtgesellschaftlich wieder deutlich zu mehr Qualität geht.
Natürlich kann der 25 jährige gesunde Büroarbeiter, im Gegensatz zu uns, nicht ahnen, wie seine Füße durch minderwertige Schuhe in 15 oder 20 Jahren aussehen werden und deshalb lassen Sie uns mit ein wenig Humor abschließend sagen : " Wir haben wirklich vollstes Verständnis und bauen auch Einlagen - einzigartig, auch nach Arztvorgabe und mit Hingabe. Für Privatpatienten, Individualkunden und Versicherte, bei denen handgefertigte Schuheinlagen einen Wert haben sollen".
Danke an all die großartigen Kunden, Patienten und Freunde der Schuhmacherei, die uns immer so freundlich und herzlich gewogen sind für das, was wir gerne für Sie tun!
You´re welcome :-)